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Ich hätte lieber Krebs, als Dyskalkulie – was eine nicht behobene Dyskalkulie mit einem Menschen macht

„Mama, ich hätte lieber Krebs, als Dyskalkulie.“, sagte Milena* abends vor dem Einschlafen zu ihrer Mutter. Sie besuchte bereits seit zwei Jahren eine rechentherapeutische Förderung in einer anderen Einrichtung und konnte noch immer nicht rechnen. Mutter und Tochter hatten nun den Weg in das Rechentherapiezentrum Köln gefunden. Sie verließen die Diagnostik mit neuem Mut, doch am Abend nagten wieder die Zweifel an der Viertklässlerin. Würde sie jemals die Welt der Zahlen verstehen können? Es ging ihr schlecht.

Eine Dyskalkulie bedeutet fast immer, dass die Betroffenen unendlich unter ihr leiden.

Ein Mensch mit einer Dyskalkulie erfährt in der Regel sehr früh, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Alle anderen Kinder in der Schule können schneller und besser rechnen und müssen dafür weniger bis gar nicht üben. Was denkt ein solcher Schüler dann? „Die Anderen sind schnell und ich bin langsam. Schnell heißt schlau und langsam heißt dumm. Also bin ich wohl dumm.“ Und jede schlecht benotete Arbeit, jeder entmutigende Kommentar, jede Reaktion der Umwelt verstärkt den eigenen Verdacht: „Du bist ein Volltrottel“. Und was passiert, wenn man von sich selbst enttäuscht ist, und Freunde sagen: „Na lass den Kopf nicht hängen. Schau doch mal, wie toll Du malen kannst!“? Ganz ehrlich: es hilft auch nicht richtig weiter. Denn auch in diesem Kompliment schwingt das Matheproblem mit.

Bis auf wenige Ausnahmen leiden unsere Teilnehmer, die später, als in der 3. Klasse zu uns kommen, zu Beginn extrem unter ihrer Rechenschwäche, oft auch schon die Schulanfänger. Besonders deutlich wird es bei Jugendlichen und Erwachsenen, weil diese schon zu viele Jahre Misserfolge erlebten. Für Sie wurde der Mathe-Mangel zunehmend zu einem festen Teil der Persönlichkeit. Einem Teil das ein gesundes Selbstbewusstsein zunehmend erstickt und Hoffnungslosigkeit und Frust produziert.

„Mama, ich bin das aller dümmste Kind der ganzen Stufe“ (Bericht der Mutter von Sophie*, damals 7. Klasse)

P.S: deine Meinung das ich nicht dumm bin kann ich nicht annehmen Torsten und mehr will ich auch jetzt darüber nicht sagen oder hören!!! (aus einer Mail von Jessy*, 35 Jahre)

Egal, ob Sophie, die die schlechteste Arbeit der ganzen Stufe schrieb, oder Jessy, die sich nur noch über ihr Matheproblem definierte, allen gemeinsam war Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und tiefe Traurigkeit. Die Probleme wirken sich immer auf sie gesamte Person aus und führen meist zu umfassenden Problemen, die auf den ersten Blick gar nichts mit Mathematik zu tun haben. Unterrichtsstörungen, Ängste, soziale Auffälligkeiten Konzentrationsprobleme und Leistungsabfall in anderen Fächern sind häufige Symptome. Wie wir sehen ist eine unerkannte Dyskalkulie also kein Matheproblem sondern etwas viel komplexeres.

Es ist für mich auch nach Jahren der Arbeit mit rechenschwachen Menschen immer wieder aufs Neue bedrückend, zu sehen, welches Leid eine nicht erkannte Dyskalkulie bedeutet.

Und das, obwohl die Heilung bei einer entsprechenden Förderung mehr als wahrscheinlich ist. Gerade erst ist die Wirksamkeit der Wasserglasmethode im Rahmen einer Dissertation wissenschaftlich untersucht worden. Genaueres werde ich in Kürze schreiben, aber so viel sei gesagt: Die Ergebnisse haben die Erwartungen deutlich übertroffen.

Was auf dem Weg raus aus der Rechenstörung passiert, ist sehr schön. Wenn unsere Teilnehmer die ersten etwas größeren Erfolge verbuchen, werden sie nicht nur mittelfristig in der Schule besser. Sie durchlaufen vielmehr eine regelrechte Verwandlung: Vorher grau Gewandelte tragen bunte Klamotten, einst schüchterne werden zunehmend offener, gestresst Wirkende werden ruhiger, Bewegungsmuffel werden aktiv. Es sind meist die emotionalen Veränderungen, die als erstes auffallen. Und es sind immer positive Effekte.

Und das liest sich dann zum Beispiel so:

Hallo Torsten,

danke noch mal für den Newsletter,hatte wenig Zeit um mich früher zu melden,da wir ja unsere 20% Aktion hatten!!!

& noch eine HAPPY DAY 30% Aktion.

Zum ersten mal, sind diese Aktionen stressfrei an mir vorbeigegangen, im Gegenteil es war schon richtig cool, einfach

die Prozente auszurechnen !!!! dabei ist mir auch aufgefallen, wie wenig Menschen Prozentrechnen können.

Aber: ICH KANN ES & es macht richtig spaß.

Pizza gibt es nur noch selbst gemachte & aufs Backen freue ich mich auch schon,hab ja ne Waage, HA ha.

Ich freue mich schon auf das neue Jahr,wenn ich wieder ein paar Wochen zu euch kommen kann um noch etwas

neues zu lernen!!!!

nochmal DANKE an euch alle.

Lg Yvette*

(Aus einer Email von Yvette, die im Einzelhandel arbeitet*)

* die Namen unserer zitierten Teilnehmerinnen wurden alle geändert.

Dieser Themenschwerpunkt zeigt, wie wichtig das möglichst frühzeitige Erkennen einer Rechenstörung ist. Früh genug erkannt, können Kinder vor den negativen Erfahrungen oft bewahrt werden. Jede nicht erkannte Rechenstörung hingegen bremst die Betroffenen in ihrer Entwicklung.

In meinen Vorträgen und Seminaren zeige ich deshalb immer, wie Lehrer, aber auch Eltern erkennen können, ob bei einem Schüler in Mathematik grundlegende Verständnisprobleme vorliegen. In unserer Basisdiagnostik gehen wir den Beobachtungen auf den Grund und erhalten so ein Profil, was sich genau hinter den aktuellen Schwierigkeiten verbirgt und wie wissen, wie geholfen werden kann.

Tags: Rechentherapie, Mädchen, Rechenschwäche, Dyskalkulie, Matheprobleme, Krebs, Symptome

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Amsterdamer Str. 72
(gegenüber Kinderkrankenhaus)
50735 Köln
Tel.: 0221 – 76 88 67
whatsapp: +49 1573 0981133

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