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Mädchen, Jungen und die Mathematik – über Unterschiede in der Wahrnehmung

Eine Studie des Zentrums für europäische Wirtschaftsförderung ist zu folgenden Ergebnissen gekommen.

Das Wesentliche im Kern:
  • Mädchen werden im Matheunterricht bei gleicher Leistung besser bewertet, als Jungen
  • Mädchen vermuten generell, dass ihre eigene gute Mathenote nicht auf ihrem Talent basieren kann, sondern nur durch Fleiß oder Sympathie des Lehrers erreicht werden können
  • Weniger Mädchen, als Jungen erwarten, in ihrem späteren Beruf die Mathematik zu benötigen

Es scheint, dass die veraltete Vorstellung „Mädchen sind schlecht in Mathe“ immer noch so sehr in den Köpfen unserer modern erzogenen Mädchen verankert ist, dass sich für sie gar keine andere Erklärung für anhaltende Matheerfolge finden lässt, als: „Der Lehrer mag mich“ oder „Dafür musste ich aber auch viel üben“, weil, ja weil sie eben ein Mädchen sind. Das ist natürlich schade, weil diese Erklärung Quatsch ist. Ein solcher Umgang mit Erfolgen erstickt mathematische Höchstflüge direkt im Ansatz. Eine positive Entwicklung, wie zum Beispiel: Ich bin gut in Mathe – Mathe macht mir Spaß – deshalb werde ich noch besser – ich traue mich in die Mathe-AG zu gehen – ich mag Mathe-Wettbewerbe, ich traue mir zu, einen Beruf zu wählen, bei dem ich viel Mathematik können muss zu und und und kann so nicht in Gang kommen. Mathematik wird entsprechend viel eher als arbeitsintensiv und fremdbestimmt empfunden. Und wenn ich erwarte, in meinem Beruf eher nicht auf Mathematik zu stoßen, dann fehlt mir schnell die Motivation und ich empfinde Mathematik als etwas Lästiges, das ich nur für meinen Schulabschluss brauche.

Wie kann es dazu kommen?
Wie entsteht eigentlich das Selbstbewusstsein in Mathematik, das mich dazu bringt zu sagen: „Wow, Mathe kann ich richtig gut und ich freue mich darüber, dass ich so einen guten Zugang dazu habe!“? Ich bekomme Selbstbewusstsein immer dann, wenn ich selber etwas schaffe. Noch stärker wird das Selbstbewusstsein, wenn ich etwas selber entdecke und herausfinde, wie ich zu einem Ziel komme, das ich erreichen möchte. Dann weiß ich: „Das habe ich geschafft, ohne fremde Hilfe.“ Das ist besser, als jedes Lob von außen.
Solche Erlebnisse brauchen ganz besonders dringend diejenigen, die eigentlich gar nicht an eigene Fähigkeiten im jeweiligen Bereich glauben. Und sie brauchen natürlich auch ein Umfeld, dass ihnen zutraut, einfach gut zu sein.
Um in Mathematik an meine Fähigkeiten glauben zu lernen, brauche ich also Chancen, mir selber beweisen zu können, dass ich Zusammenhänge kapiere. Doch bekomme ich diese Gelegenheiten, wenn ich Mathematik lediglich „beigebracht“ bekomme, aus Büchern lerne, mithilfe von Formelsammlungen und Taschenrechnern beackere? Nein. Ich brauche also statt mehr oder weniger mundgerechtem fachlichem Input, die Möglichkeit von meinen Kenntnissen ausgehend die Welt der Mathematik möglichst eigenständig und vor allen Dingen handelnd zu entdecken. Das gilt für die Schule ebenso, wie für die Freizeit.

In unserer Rechentherapie sieht das unter anderem so aus, dass wir unseren Schülern zum Beispiel nicht erklären, wie etwas funktioniert, sondern sie selber entdecken lassen, wie etwas gelöst werden kann. Das gelingt, weil wir genau wissen, an welchem Punkt ein Schüler steht und dann entsprechende Anregungen geben, die sein Interesse wecken und Zutrauen wachsen lassen, etwas schaffen zu können.

Wie aber schaffe ich es nun, einen Menschen in der Schule oder auch zu Hause nach und nach aus dem Selbstzweifeltief heraus zu lösen?
Ein paar schnell umzusetzende Tipps:

Konkrete Dinge, die mich interessieren kann ich besser lösen!

Immer versuchen zu jedem Thema ein konkretes Beispiel aus dem Interessensgebiet des Rechners zu wählen:
  • Erzählen Sie einem Grundschulkind: Ich habe für Deine Geburtstagsfeier Eis gekauft. Wenn ihr zu dritt sein werdet, kann jeder von Euch 4 Eis lutschen. Wie wird es sein, wenn noch drei weitere dazu kommen? Ein Kind wird sich mit dieser Überlegung auseinandersetzen und zu einer Lösung kommen.
  • Erzählen Sie einem Siebtklässler: 3 Fliesenleger brauchen für das Fliesen eines Bades vier Tage. Wie lang brauchen 6 Fliesenleger. Viele Schüler werden fragen: ist das proportional oder antiproportional und auf die Beantwortung seiner Frage warten, bis er sich für den entsprechend gelernten Lösungsweg entscheidet.
Welche Variante fanden Sie leichter?
Erfolge feiern:
In Mathe hat was geklappt? Dann bloß nicht abtun als Zufall oder darauf schauen, was eigentlich noch alles hätte klappen müssen. Das macht nur unzufrieden. Wenn ich an meine Fähigkeiten glauben lernen möchte, muss ich dieses als richtigen Erfolg für mich verbuchen. Also: Spot auf mich und „Wow, super, dass ich das hinbekommen habe!“ oder eben Fokus auf den Anderen„Ich finde genial, dass Du es geschafft hast, diese Aufgabe zu lösen“. Das macht stolz und auf lange Sicht selbstbewusster und zufriedener. :-)

Mathematik in den Alltag integrieren
Ich kann Mathe trainieren, indem ich jede Menge Aufgaben löse oder ich kann sie verstehen, indem ich in meinen Alltag so viel mathematische Herausforderungen (Sie erinnern sich an den letzten newsletter???) einbaue, wie möglich.

Mädchen und Mathe? Au ja!
Seien Sie modern und schmeißen Sie alte Klischees was Mädchen und Mathematik angeht in die Tonne!
Sie entsprechen nicht den Forschungsergebnissen und tun weder Mädchen noch Jungs gut.
Trauen Sie doch einfach mal jedem Menschen zu, die Mathematik verstehen zu können.

Ach und was war noch gleich mit den unterschiedlichen Wahrnehmungen von Mädchen und Jungen? Ein Mensch, der sich darüber im Klaren ist, dass er etwas erreicht und verstanden hat, glaubt an seine eigenes Talent. Egal welchen Geschlechts er ist.

Tags: Alltag, Wahrnehmung, Vorurteil, Selbstbewusstsein, Rechentherapie, Erfolg, Mädchen

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