Fragen Sie Torsten Landwehr
Dyskalkulie und Rechenschwäche machen Betroffene und deren Umfeld vor allen Dingen eines: Hilflos. Die betroffenen Kinder können ihre Schulprobleme nicht einordnen, die Lehrer geben ihr bestes und merken, dass sie manchen Kindern nicht helfen können und die Eltern fragen nach dem Warum und Hilfsmöglichkeiten. Ich habe einige Fragen und meinen Antworten aufgelistet. Vielleicht werden Sie fündig. Wenn nicht, mailen Sie mir Ihre Frage, damit ich darauf eingehen kann.
Gibt es das Problem Rechenschwäche und Dyskalkulie nur in der Grundschule?
Nein. Ein Kind, das in der Grundschule rechenschwach ist und dem nicht durch eine Rechentherapie oder eine professionelle schulische Förderung geholfen wird, wird rechenschwach bleiben. Deshalb finden sich auch in allen Schulformen rechenschwache Schüler.
Kann auch ein Gymnasiast eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie haben?
Ja. Schüler mit einer Rechenschwäche, bzw. Dyskalkulie schaffen es oft durch auswendig lernen oder andere Lösungsstrategien, ihre Probleme in Mathematik zu verbergen. Sie sind nicht selten sogar sehr gute Schüler in Mathematik in der Grundschule.
Sind Schüler und Erwachsene mit einer Rechenschwäche dumm?
Nein. Es handelt sich bei einer Rechenschwäche um ein klar umschriebenes Problem im grundsätzlichen Zugang zur Mathematik. Dieses hat zunächst einmal in keiner Weise etwas mit Intelligenz zu tun.
Reicht es nicht, die Mathematik einfach auswendig zu lernen?
Nein. Bis zu einem gewissen Grad reicht es zwar, Lösungsschritte auswendig zu lernen. Bei diesem Vorgehen entwickelt sich jedoch nicht die mathematische Logik, die spätestens ab der sechsten Klasse unentbehrlich wird.
Kann eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie nach der dritten Klasse überhaupt noch geheilt werden?
Ja. Eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie lässt sich in jedem Alter erfolgreich überwinden, sofern bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind.
Ist es gut, meinem Kind mit Rechenschwäche oder Dyskalkulie zu zeigen, wie Plus- und Minusaufgaben untereinander gerechnet werden?
Nein. Auch wenn dieses zu einer kurzfristigen Verbesserung führt, so bedeutet es mittelfristig eher eine Verschlechterung der Situation, da sich kein Mengenbewusstsein entwickelt.
Hilft es, viel mit meinem Kind üben, wenn es eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie hat?
Nein, sofern ohne Verständnis des Kindes geübt wird. Wir lernen deshalb auch jegliche Vorgehensweisen ab, in denen Betroffene das Lösen von Aufgaben mechanisch üben.
Kann man eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche mit einem Test feststellen?
Nicht immer. In den meisten Testverfahren wird mit einem Test nur überprüft, ob ein Kind da Ergebnis einer Aufgabe nennen kann und nicht, wie es dieses erreicht. Aber gerade der gewählte Rechenweg sagt aus, ob ein Kind rechenschwach ist. Wenn bei einem Rechentest herauskommt, dass keine Rechenschwäche vorliegt und die basalen Rechenprobleme dennoch eindeutig sind, sollte in der durchführenden Praxis unbedingt darauf eingegangen werden.